Während kurz vor der deutschen Einheit in Westdeutschland rund 2000 Verlage professionell aktiv waren, gab es in der DDR lediglich 78 Verlage, die mit einer staatlichen Lizenz überregional tätig sein durften. Wie sich herausstellte, hatten aber seit 1945 mehr als doppelt so viele Firmen in Ostdeutschland existiert. Allein zwischen 1945 und 1949 war von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) rund 200 Verlagen die Genehmigung zur Buchproduktion erteilt worden. Die DDR-Behörden erlaubten später noch ca. 20 weiteren Verlagen die Tätigkeit.
Aufgearbeitet werden soll, warum rund 140 Verlage im Verlauf der DDR-Geschichte „verschwunden“ sind und auf welche Weise dies geschah. Wurden sie vom Staat aus politischen Gründen enteignet, steuerrechtlich zum Aufgeben gezwungen, sind sie in den Westen abgewandert, haben sie aus eigenem Antrieb aufgegeben oder wurden sie gegen ihren Willen fusioniert?
Die Untersuchungen sollen zutage fördern, wie die SED geistige und wirtschaftliche Konkurrenz aus dem Wege geräumt hat, um ihren bevorzugten Firmen finanziell einträgliche Monopolstellungen zu sichern. Um eine faktengestützte Beurteilung dieser Politik vornehmen zu können, soll die Geschichte jedes einzelnen verschwundenen Verlages erforscht und dokumentiert werden. Da in den Archiven nur wenige Überlieferungen vorhanden sind, ist die Unterstützung durch Zeitzeugen unerlässlich.
Daher ergeht hiermit der Aufruf an alle Kollegen unserer Branche und alle zeithistorisch Interessierten: Wenn Sie Unterlagen (egal welcher Art) zu einem der nachstehend aufgeführten Verlage haben oder wissen, wo sich solche befinden oder jemanden kennen, der dazu Auskunft geben kann, melden Sie sich bitte beim Leiter des Forschungsprojektes Dr. Christoph Links: ch.links @christoph-links.de oder bei der zuständigen Kollegin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandesl Landesverband Berlin-Brandenburg: Bernadette Lange: lange @berlinerbuchhandel.de.
Es wäre für das Forschungsvorhaben eine große Hilfe!
In Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung
Im Rahmen der Leipziger Buchmesse hat Projektleiter Christoph Links das Projekt interessierten Kollegen und Kolleginnen vorgestellt.