Weihnachtsgruß der 1. Vorsitzenden

Gaaanz langsam ging das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr los und wir in den Buchhandlungen und zuvor in den Verlagen mussten schauen, dass wir die nötigen Überlebensumsätze noch auf den letzten Metern hereinbekommen. 

Seit 2021 sende ich »Ihnen da draußen« einen Weihnachtsgruß. Und jedes Jahr schreibe ich seither über Krisen. Nun ja, es sind immer andere Krisen. War es 2021 noch die Corona-Situation, erlebten wir in 2022 noch immer Corona, den Kriegsbeginn in der Ukraine, explodierende Energiekosten, absurde Diskussionen über Energiesubstitute, die Klimakrise selber oder Rechtspopulisten auf dem Vormarsch in Europa. 2023 war die Weltlage noch unübersichtlicher und eine Negativmeldung jagte die nächste. 2024 hatten wir durch Lieferverzögerungen große Probleme bei der Buchbeschaffung und die Weltlage hatte sich noch immer nicht verbessert.

In 2025 haben wir einen Ampel-Crash hinter uns gebracht, eine neue Koalition auf die Regierungsbank und einen Dealmaker in Übersee bekommen – und man hat das Gefühl, keine Uhr läuft mehr rund, keine Fuge passt mehr in die andere und überhaupt kann niemand mehr einschätzen, was noch alles passieren wird…

»Ich hätte gern etwas Heiteres. Etwas, das von diesen Zeiten ablenkt. Ich kann auch schon gar keine Nachrichten mehr schauen…« Kennen Sie diese Ansprache? Die Sachbücher, die die aktuelle Weltlage thematisieren – und die absolut nötig sind, damit sich die Menschen mit dem auseinandersetzen können, was in der Welt passiert – werden in immer kleineren Auflagen gedruckt. Frust in den Verlagen, Absatzprobleme im Buchhandel. Ja, wir wollen gerne gute Literatur in die Welt tragen, gerne auch Heiteres. Die Verbreitung von aktuellen Sachbüchern zu den verschiedensten Problematiken zählt ebenfalls zu unseren vornehmsten Aufgaben als intellektuelle Multiplikatoren.

Aber auch um uns selbst müssen wir uns kümmern und dies setzt Engagement voraus: Ob in der Interessengruppe der Einkaufsstraße, in der IHK oder in unserem Branchenverband. ­­Wir müssen uns darum kümmern, dass wir die steigenden Kosten auch in Zukunft gestemmt bekommen und die großen Chancen, die dem Buchmarkt noch immer innewohnen, besonders gut nutzen. Wir dürfen nicht in der Qualität unserer guten Arbeit nachlassen, sind doch die exzellente Programmgestaltung in den Verlagen und die persönliche Beratung in den Buchhandlungen das Pfund, mit dem wir wuchern können! Steigende Buchpreise haben schon etwas geholfen, frei kalkulierbares Non-Book unterstützt ebenfalls, den Kostendruck etwas zu mildern.

Eines dürfen wir jedoch nie vergessen: Wir haben das Buchpreisbindungsgesetz bekommen, um die Vielfalt zu bewahren. Deswegen – lassen Sie uns gemeinsam die Verlagsprogramme weiterhin bunt und vielfältig gestalten und in den Buchhandlungen die vielen großartigen Titel zeigen und verkaufen!

Jetzt – an Weihnachten – sind unsere Chancen am Höchsten!

Ich wünsche Ihnen in den Verlagen und Buchhandlungen maximale Umsätze, nur freundliche Kolleg*innen und viele kauffreudige Kund*innen! Und dann natürlich: Ein frohes Weihnachtsfest! 

Martina Tittel
1. Vorsitzende